Montag, 28. Dezember 2015

Russland verstehen - Gabriele Krone-Schmalz stellt ihr Buch vor



Leipziger Buchmesse 2015: Michael Sahr unterhält sich mit Gabriele Krone-Schmalz über ihr neues Buch "Russland verstehen".

In diesem Interview stellt Gabriele Krone-Schmalz sehr deutlich dar, warum es für viele Westeuropäer so schwer ist Russland und auch seinen Präsidenten Vladimir Valdimirowitsch Putin zu verstehen. Hatte doch erst am 27.12.2015 Andreas Umland in der Zeitung "Die Zeit" wieder einmal bewiesen, dass man immer noch Russland und seinen Präsidenten an der Vergangenheit der Sowjetära festnagelt. Das ist auch für DERUWA der zwingende Grund, hier noch einmal auf das Buch "Russland verstehen" von Krone-Schmalz hinzuweisen und das Interview von der Leipziger Buchmesse erneut vorzustellen.



Es ist erschreckend, wie sich hier von eigentlich gebildeten Menschen, wie man es von Andreas Umland annehmen sollte, immer wieder alter Klischees bedient wird und man versucht, alles daran zu setzen um dieses Land in einem schlechten Bild darzustellen. Sinn und Zweck dessen kann es ja nur sein, den westlichen, bzw. den us-amerikanischen Interessen von Nutzen zu sein. Ist es nicht die Atlantikbrücke die diese, wie auch andere Medien leitet? DERUWA ist nur verwundert, dass dieses sehr positive Interview mit Gabriele Krone-Schmalz noch in der Mediathek des ZDF (zionistisches deutsches Fernsehen, Anm. d. Red.) zu finden war.







Letzte und aktuellste Rezension bei Amazon über dieses Buch:


Pflichtlektüre für die Schule, 19. September 2015


Rezension bezieht sich auf: Russland verstehen: Der Kampf um die Ukraine und die Arroganz des Westens (Taschenbuch)

Gewichtige Bücher müssen nicht umfangreich sein, sondern nur präzise und wahr. Deshalb darf das schmale Format des vorliegenden Buches nicht zum Irrtum verleiten, es für unerheblich, einseitig und somit entbehrlich zu halten. Wer glaubt, daran vorbeizugehen sei besser als es zu lesen, erklärt sich, ob gewollt oder nicht, zum medialen Domestiken reizgesättigter Belanglosigkeiten, mit dem TV-Anstalten im getreulichen Gleichschritt mit Printmedien den Lebensalltag angeblich "bereichern" wollen. Bereichern in dem Verständnis, daß die persönliche Sorgenfreiheit über sich und die Umwelt proportional zunimmt, je weniger man über sich und seine Umgebung weiß.

Genau diesem Trend arbeitet die Schrift von Frau Krone-Schmalz entgegen, mit der es ihr gelungen ist, erhellend wie verstehbar die letzten 25 Jahre Ost-West-Verhältnis seit der Implosion des Osteuropa-Kommunismus nachzuzeichnen, so daß der Leser nach der Lektüre betroffen zurückbleibt mit der Erkenntnis, vielleicht allzu sorgenfrei der Politiker-Polemik, der Sender-Beschallung und den Print-Anreizen auf "den Leim der Manipulation" gegangen zu sein.

Verdient man sein Geld mit dem Thema "Osteuropa" beruflich z.B. als Lehrbeauftragter in besonderen Einrichtungen, dann vermögen die im Buch offerierten Informationen kaum zu überraschen. Doch wie groß ist der Anteil der Bevölkerung, dem man berufs- wie tätigkeitsbedingt solch ein Kenntnisausmaß als von vornherein bekannt unterstellen darf?

Das Buch selbst ist in sechs Kapitel nebst Vorwort, Ausblick und Anhang geteilt und deckt zwei große Themenfelder ab: Einerseits Rußland in seiner inneren Entwicklung seit Ende der UdSSR sowie Rußlands Beziehungen zum Westen in all ihrer Wechselhaftigkeit wie Unaufrichtigkeit, die den Leser nach vollzogener Lektüre nicht veranlassen kann, den Westen davon mit gutem Gewissen entlasten zu können. Denn wer sich als unwidersprochener Friedens-Bringer und wohlwollender Freiheits-Bewahrer verstanden wissen will, darf sich nicht scheuen, mit eben diesem Maßstab auch selbst gemessen zu werden.

Das andere große Themenfeld ist die Ukraine in ihrer historischen Entwicklung sowie heutigen politischen Gegenständlichkeit. Besonderes Augenmerk wird zudem auf die als Spannungsgebiet eingestufte Ost-Ukraine gelegt, deren Heterogenität bezüglich Ethnie, Kultur, Regional- wie Religionsgeschichte in ihrer Differenziertheit den Leser verblüfft. Würde die Konstellation als Maßstab genommen, könnte man hierzulande keinerlei nennenswerten Unterschied zwischen einem Holsteiner und einem Schwaben feststellen.

Angesichts der hier dargelgten Fakten, die man auch als eine Anklage gegen eine selbstverschuldete Unmündigkeit werten darf, herbeigeführt durch eine allzu oberflächliche Informationsmedien-Auswahl, beeindruckt jedoch der seriöse Stil, mit dem Frau Krone-Schmalz in rigidem Sinne verstandene "Kollegenschelte" betreibt. Da sie aufgrund ihrer schon beträchtlichen Menge ge- wie erlebter Erkenntnisse wie Erfahrungen angesichts der Juvenil-Neigung von TV-Sendeanstalten, Zuschauern immer wieder neu nur "unverbrauchte" Informationsverkünder-Gesichter (oder soll man sagen: "Informations-Schauspieler"!?) "vorzulegen", weitgehend bildschirm-abstinent geworden ist, könnte man vermuten, hier ist eine Journalistin zur vergeltungssüchtigen Wadenbeißerin ihrer Zunft gegenüber geworden. Doch weit gefehlt!

Nicht ein einziges Mal ist ein Kollege noch eine Kollegin mit Namen genannt worden, so daß üble Nachrede oder Verleumdung als persönliche Motive von vornherein auszuschließen sind. Respekt vor soviel Selbstdisziplin wie Fairneßverständnis! Denn nicht jeder Informations"verdreher" bzw. -"verkürzer" macht so was fröhlich und freiwillig. Es werden sicherlich manchmal auch Zwänge existieren, die dem TV-Konsumenten wegen seiner Unbeteiligtheit kaum bekannt sein dürften.

Zum Buch-Inhalt nun seien stellvertretend einige Beispiele vertieft dargestellt, um die Notwendigkeit seiner allgemeinen Rezeption zu unterstreichen, sofern man nicht gewillt ist, mit dem Attribut der Uninformiertheit einhergehend mit Unausgewogenheit behaftet zu sein.

Schon der Buchtitel trägt dem Vorzug der Ausgewogenheit Rechnung: "Verstehen" darf hier nicht mit "devotem Gutheißen" verwechselt werden, sondern dieses Wort bedeutet nur, daß man sich gefälligst so umfassend wie möglich v o r h e r informieren sollte, sofern man von sich den Anspruch hat, so weit wie möglich vorher etwas begriffen zu haben, um dann erst nachher öffentlich seine autonom gefaßte Meinung mitteilen zu können. Redundantes Geschwafel ist somit à priori im Keim erstickt.

Ein weiterer Filter, um Wahrnehmung zu manipulieren, ist der undifferenzierte Gebrauch von Fachbegriffen: Stellvertretend genannt seien dazu die Rechtsbegriffe "Annexion" und "Sezession" im Zusammenhang mit der Krise auf der Krim beim Ablösungsprozeß von der Ukraine. Gibt man sich mit Info-Häppchen der Infotainment-Sendungen zufrieden, braucht man sich nicht weiter mit diesen Spezialbegriffen zu befassen. Doch will man "verstehen", wird man erfahren, daß "Annexion" ein zwischenstaatlicher Völkerrechtsbegriff ist, während "Sezession" hingegen das innerstaatliche Nationalrecht behandelt.

Besonders anschaulich ist die Definitionsproblematik beim Begriff des "Separatisten" im Zusammenhang mit der Ost-Ukraine: Versteht man doch unter diesem Wort "Separatist" vordergründig nur die Abspaltung von der Kiewer Zentralregierung. Doch die speziellen Motive bleiben ausgeblendet, wenn eilig-aktuelle Berichterstattung Vorrang hat vor gründlicher wie umfassender Analyse. Denn dann erführe man, daß das "separieren" mehrere Anlässe haben kann: 1.) Das Anstreben weiterer innerstaatlicher Autonomie ohne Austrittsbegehren; 2.) Das Schaffen eines neuen und eigenen Staates in allen möglichen Belangen; 3.) Das Anschließen an einen anderen, schon bestehenden Staat mit gleichzeitiger Übernahme dessen nationaler Organisationsprinzipien.

Daß Bildberichterstattung an sich keinerlei Beleg für differenzierte Ausgewogenheit ist, sei nur an einem einzigen Beispiel verdeutlicht: Dem Tatbestand der gewaltsamen Häuserräumung an sich, wobei nur die Orte unterschiedlich sind. In Brasilien im Zusammenhang mit der FIFA-WM 2014 gab es medial kaum relevante Einwände. In Rußland im Zusammenhang mit den olympischen Winterspielen 2014 hingegen herrschte enthemmtes mediales Gezetere hinsichtlich begangener Menschrechtsverletzungen. Heißt also: Die Deliktsfähigkeit des Häuserräumes wird gewissermaßen nicht inhaltlich, sondern rein geographisch festgestellt.

Als abschließendes Beispiel sei der Kontrast zwischen abstrakt formulierten Dogmen und deren realpolitischen Umsetzungen genannt: Implizieren doch die Wörter "Marktwirtschaft" (ob "frei" oder "sozial" ist hier nur verschleierndes Oberflächen-Getratsche) und "untergegangener Sowjet-Kommunismus" freien Wettbewerb mit gleichen Mitteln, dürfen politisch motivierte Protektionismus-Maßnahmen nicht existieren. Doch die westlichen Staaten möchten gegenüber der östlichen Hemisphäre eigentlich nur verkaufen und nicht kaufen. Beispielhaft für diese "einseitige" Handelsrichtung sei der Bereich "Militärtechnologie" genannt. Da 1990 quasi nachträglich die Roosevelt'sche "Eine Welt" etabliert worden ist, kann man doch auch mit den Flugzeugen der "neuen" und "geläuterten" Freunde fliegen, statt kostspielig neue Alternativ-Flieger zu konstruieren. So geschehen mit der in Ost wie West gleichsam sehr geschätzten MIG-29 NATO-Codename "Fulcrum". Lieber ein intaktes Flugzeug verschrotten, damit die alte "Pannenschleuder" Jäger 90/Eurofighter weiter politisch durchsetzbar bleibt. Und wem nutzt das?

Da manche Fragen wie die obige die Antworten schon in sich tragen, braucht gar nicht weiter geforscht werden, warum dieses vorliegende Buch von Frau Krone-Schmalz genehmigte Schulpflicht-Lektüre werden soll. Denn will man nicht, daß die Menschen, speziell die Bürger der Bundesrepublik Deutschland - in der Tat, Deutschland hat man mal auch das Land der Dichter und Denker genannt - zu leicht manipulierbaren Organismen verkommen, die dadurch zunehmend überfordert sind, Individualleben wie Gemeinwesen effizient zu organisieren, dann sollte diese mögliche Entwicklung schon so früh wie möglich blockiert werden.

Der geeigneste Zeitpunkt wie Ort dafür ist eben die Schule: Denn wo sonst als nicht dort lernt man die Relevanz von Sprachkompetenz in Syntax und Semantik, die mannigfaltigen Analysemethoden und subtilen Wahrnehmungsstrategien, um für das spätere Leben ausreichend vorbereitet zu sein. Speziell für den Schulgebrauch geschriebene Bücher oder sonst wie geartete Medien reichen dazu heute nicht mehr aus, um der zunehmenden Dynamisierung wie Komplizierung von Lebenserfordernissen in einer immer interdependenter werdenden Welt gewachsen zu sein. Das Buch von Frau Krone-Schmalz jedoch ist eine wirksame Hilfe zur autonomeren Meinungsbildung innerhalb des Dschungels der medialen Unübersichtlichkeiten. Und diese "Rodung" kann nicht früh genug beginnen.

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